Hanfpflanze: Unterschiede, Erntezeit & mehr

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Bei der Diskussion um die Legalisierung von Cannabis gibt es viele Mythen und Halbwahrheiten. Fakt ist, dass die zunehmende Liberalisierung dem Anbau der Hanfpflanze weltweit zum Durchbruch verhelfen wird. Doch worum geht es in dem Milliardengeschäft eigentlich genau?

Das legale Geschäft mit der Hanfpflanze ist inzwischen sehr lukrativ

Beim Thema Hanfpflanze denken viele Menschen automatisch ans Kiffen. Doch neben der reinen Anwendung als Genussmittel gibt es mittlerweile zahlreiche anerkannte medizinische Gründe, um die positiven Effekte der Hanfpflanzen zu nutzen. Tatsache ist, dass in Deutschland sowohl Konsum als auch privater Anbau nach wie vor illegal sind, wenn man kein Rezept bzw. eine Sondergenehmigung besitzt.

In anderen Ländern der EU sieht das inzwischen anders aus. Auch in den USA, wo eigentlich eine sehr restriktive Anti-Drogen-Politik verfolgt wird, wurde Hanf in mehreren Bundesstaaten inzwischen legalisiert. Gerade die Unsicherheit hinsichtlich der genauen Zusammensetzung, Wirkstoffkonzentration und Qualität bei Produkten vom Schwarzmarkt bringt immer mehr Menschen dazu, ihren eigenen Hanfgarten anzulegen.

Immerhin hat auch der deutsche Gesetzgeber inzwischen die Hürden für den Anbau der Hanfpflanze etwas niedriger gehängt – allerdings nicht für private Bürger, sondern nur für kommerzielle Anbieter, die Hanf als Medizinprodukt vermarkten wollen. Denn die Produkte aus der Hanfpflanze, die man in der Apotheke rezeptpflichtig bekommt, stammen momentan fast ausschließlich aus Plantagen im Ausland.

Weltweit werden zwischen 50.000 und 100.000 Tonnen in der Landwirtschaft produziert. Noch 2006 lag dieser Wert bei 41.400 Tonnen und im Jahr 1992 bei nur 21.700 Tonnen. Da man mit der Lizenz zum Anbau der Hanfpflanze potenziell ein Milliardengeschäft in den Fingern hat, ist die Nachfrage bei den Unternehmen sehr groß – insbesondere, wenn man auf die boomende Hanfwirtschaft in anderen Ländern blickt. Ausgeschrieben waren 2018 Lizenzen für den Betrieb gesicherter Inhouse-Plantagen, an die strenge Auflagen geknüpft sind. Es geht um rund 2,6 Tonnen jährlich, die für einen Zeitraum von vier Jahren (also insgesamt 10,4 Tonnen) ausgeschrieben werden.

Von der Verarbeitung der Fasern bis hin zum Nutzen der Hanfsamen in sogenanntem Powerfood ist die Bandbreite sehr groß.

Von der Verarbeitung der Fasern bis hin zum Nutzen der Hanfsamen in sogenanntem Powerfood ist die Bandbreite sehr groß.(#01)

Was macht die Hanfpflanze eigentlich illegal?

Privatpersonen sind von der Ausschreibung ausgeschlossen. Wer also konsumieren möchte und kein Rezept vom Arzt hat bzw. sich sie Beschaffung in der Apotheke nicht leisten kann, greift oft auf den illegalen Anbau im eigenen Hanfgarten zurück. Viele setzen dabei auf die Hoffnung, dass die Rechtslage sich in absehbarer Zukunft ändern könnte, denn im Rahmen der EU ist eine Harmonisierung des Umgangs mit der Hanfpflanze überfällig.

Wir möchten an dieser Stelle ein paar Unsicherheiten und Mythen hinsichtlich der Legalität untersuchen. Denn es gibt nicht die eine Hanfpflanze, sondern eine große Vielfalt an Hanfsamen. Es gibt nicht nur den für Drogen geeigneten Hanf, sondern auch den sogenannten Nutzhanf, der in vielfältiger Form für Produkte aller Art verwendet wird. Von der Verarbeitung der Fasern bis hin zum Nutzen der Hanfsamen in sogenanntem Powerfood ist die Bandbreite sehr groß.

Vorab sei gesagt, dass selbst Hanfsamen des Nutzhanfs in Deutschland nicht frei verkäuflich sind. In anderen EU-Ländern sieht man das anders, da der THC-Gehalt in den Hanfsamen alleine sehr gering ist. Obwohl also der Kauf und Besitz in Deutschland theoretisch nicht erlaubt ist, bestellen viele Kunden ihre Samen im europäischen Ausland. Sogar komplette Hanfpflanzen sind im Ausland bereits erhältlich, etwa in Österreich oder Holland.

Obwohl die Sorten potenziell viel THC entwickeln können, ist der Verkauf einer jungen Pflanze dort legal, weil diese zu Beginn noch kein psychoaktives THC in nennenswerter Menge enthält. Ob als Steckling oder bereits entwickelte Pflanze; wichtig ist dabei, dass zum Zeitpunkt des Kaufs noch keine weiblichen Blüten entwickelt sind.

Es gibt unzählige Sorten, auf die wir im Einzelnen nicht eingehen können. Viele davon sind nur als Nutzhanf verwendbar, andere als sogenannter Drogen-Hanf.

Es gibt unzählige Sorten, auf die wir im Einzelnen nicht eingehen können. Viele davon sind nur als Nutzhanf verwendbar, andere als sogenannter Drogen-Hanf.(#02)

Welche Sorten der Hanfpflanze gibt es?

Es gibt unzählige Sorten, auf die wir im Einzelnen nicht eingehen können. Viele davon sind nur als Nutzhanf verwendbar, andere als sogenannter Drogen-Hanf. Bei den Sorten mit nennenswertem Gehalt an psychoaktiven Substanzen wie THC sind vor allem zwei Vertreter relevant, nämlich Cannabis Indica und Cannabis Sativa. Unterschiede gibt es zum einen bei Anbau und Pflege der Pflanzen, zum anderen aber auch bei der Wirkung. Optisch kann man die aus Indien stammende Indica gut von der Sativa unterscheiden. Letztere wächst sehr hoch und sieht eher schlank aus. Sie entwickelt verhältnismäßig lange Blätter und benötigt rund um die Uhr Wärme.

Sie lässt sich in Europa daher nur unter dem Einsatz von künstlichem Licht vernünftig anbauen. Die Indica kann man theoretisch auch im Freien anbauen (was aber aufgrund der Illegalität in Deutschland eher selten der Fall ist). Die Indica-Pflanzen haben ein kürzeres und kompakteres Wachstumsbild mit breiten, kurzen Blättern, vielen Trieben und Blüten, die den Ertrag maximieren. Rechtlich betrachtet, macht es keinen Unterschied, ob man Indica oder Sativa anbaut, denn beides ist in Deutschland verboten.

Bei der Wirkung gibt es jedoch durchaus Unterschiede:

  • Sativa Cannabis erzeugt einen typischen High-Effekt beim Konsumenten, der direkt auf das Gehirn und weniger auf den Körper insgesamt wirkt.
  • Sativa-Konsumenten beschreiben einen Energieschub und fühlen sich sehr kreativ, wobei auch psychedelische Wirkungen möglich sind. Durch die anregende Wirkung eignet es sich weniger als Einschlafhilfe.
  • Indica Cannabis wirkt vor allem auf den Körper und sorgt für eine tiefe Entspannung, die nicht selten mit dem Einschlafen endet.
  • Sinneseindrücke werden verstärkt, man spricht auch von einem „Stoner“-Effekt.

Bei der medizinischen Anwendung kommen sowohl Indica- als auch Sativa-Sorten zum Einsatz. Je nach Indikation können die unterschiedlichen Rauschzustände für bestimmte Erkrankungen eine positive Wirkung entfalten. Insgesamt ist der Gehalt an THC bei Sativa meist etwas höher, dafür haben Indica-Sorten den höheren CBD-Gehalt.

Video: Doku – CANNABIS ANBAU LEGAL IN 2016 | Cannabis anbau leicht gemacht

Warum ist die männliche Hanfpflanze ein Problem?

Wer selbst Hanf anbaut und vom Aussäen über den Steckling bis zur Ernte seine Hanfpflanzen hegt und pflegt, fürchtet die männliche Hanfpflanze. Das Geschlecht der Pflanzen lässt sich anhand der Samen im Voraus nicht bestimmen (jedenfalls nicht ohne großen wissenschaftlichen Aufwand). Problematisch ist die männliche Variante, weil sie die Ernte beeinträchtigt. Potenziell entwickelt die normale Hanfpflanze zu 50 Prozent männliche und weibliche Blütenstände.

Während die weibliche Hanfpflanze Blütenstände entwickelt, die viel CBD enthalten, erzeugt die männliche Pflanze so gut wie kein CBD, da sie Pollensäcke entwickelt. Diese Pollen bestäuben die weiblichen Pflanzen im Normalfall. Passiert das, entwickelt die Hanfpflanze nur noch Hanfsamen, neue Blüten werden kaum noch ausgebildet. Der Gehalt an CBD fällt dann in der weiblichen Pflanze sehr viel geringer aus. Daher entfernen Züchter den unerwünschten männlichen Pflanzenteil, sobald dieser zu identifizieren ist.

Erkennungsmerkmale der männlichen Hanfpflanze:

  • kleine Kügelchen, die sich zu Beginn der Blütenphase am Blütenkelch bilden
  • Staubbeutel, die Blütenstaub absondern und wie winzige Bananen aussehen

Da die männlichen Pflanzen in der Regel früher blühen, kann man sie rechtzeitig entfernen. Gerade die bananenartigen Staubbeutel müssen unbedingt sofort beseitigt werden, bevor sie ihren Blütenstaub absondern können.

Video: Ist Cannabis ernten legal? | Galileo | ProSieben

Den richtigen Erntezeitpunkt der Hanfpflanze erkennen

Anbau und Hege der Hanfpflanzen ist zwar aufwändig, aber nicht übermäßig kompliziert. Selbst Laien erzielen beim Home-Growing mit Indoor-Plantagen schnell gute Ergebnisse. Aufgrund des relativ hohen Aufwands und Platzbedarfs sollte die Ernte jedoch so gut wie möglich ausfallen, was bei der Hanfpflanze normalerweise mit einem hohen THC und CBD-Gehalt gleichbedeutend ist.

Verantwortlich für die Entwicklung der psychoaktiven Substanzen sind kleine Drüsen namens Trichome, die sich auf den Blüten befinden. Um die Reife der Hanfpflanze zu beurteilen, muss man sich die Trichome genauer ansehen, da sie einem eigenen Zyklus unterliegen. Außerdem äußert sich der nahende Erntezeitpunkt auch an anderen Stellen der Hanfpflanze.

Der perfekte Erntezeitpunkt ist gekommen, wenn:

  • die Harzproduktion ihr Maximum erreicht
  • die Blüten das Wachstum eingestellt haben
  • die Hauptblätter abfallen und die Sekundärblätter ihre Farbe verlieren
  • ca. drei Viertel der Trichome eine milchige Farbe angenommen haben und der Rest bereits bernsteinfarben aussieht

Zu Beginn sind Trichome als kleine Kugeln wahrnehmbar, später erscheinen sie wie winzige, durchsichtige Pilze. Mit Fortschreiten des Reifeprozesses ändert sich die Farbe der Trichome. Überschritten ist der Erntezeitpunkt, wenn die Trichome eine deutlich dunklere Farbe annehmen.

Der Hanfanbau wird sich in den kommenden Jahren vermutlich von selbst revolutionieren.

Der Hanfanbau wird sich in den kommenden Jahren vermutlich von selbst revolutionieren. (#03)

Fazit: Die Hanfpflanze darf man – noch – nicht selbst anbauen; es ist aber nicht schwer

Der Hanfanbau wird sich in den kommenden Jahren vermutlich von selbst revolutionieren. Bereits jetzt sind kommerzielle Anbieter in der Lage, Lizenzen für den legalen Anbau zu erwerben. Damit sinkt die Unsicherheit für Nutzer, die sich ansonsten über den Schwarzmarkt versorgen mussten.

Die Preise sind aber immer noch sehr hoch, weswegen sich nicht nur Genuss-Konsumenten mit der Frage befassen, wie man die Hanfpflanze selbst züchten kann. Obwohl das in Deutschland noch nicht legal ist, gibt es Möglichkeiten, relativ unkompliziert an Samen oder auch den einen oder anderen Steckling zu kommen. Kenntnisse über Sorten, Aufzucht und Erntezeitpunkt sind allerdings notwendig, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Seth Michael  -#01: Lifestyle discover -#02: _Stokkete -#03: bondgrunge

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