Hanfsamen, die man legal im Bio-Laden kaufen kann, haben keine berauschende Wirkung. Aufgrund ihrer wertvollen Inhaltsstoffe werden Hanfsamen bei gesundheitsbewussten Menschen immer beliebter.
Welche Inhaltsstoffe machen Hanfsamen so wertvoll?
Hanf (Cannabis sativa L.) wird in Asien seit vielen Jahrhunderten als Nutzpflanze kultiviert. Der Pflanze und den aus ihr gewonnenen Lebensmitteln sprach man heilende Kräfte zu. Den meisten Menschen ist Hanf allerdings nur noch im Zusammenhang mit der berauschenden Wirkung von Cannabis ein Begriff. Das ist jedoch bei Weiten nicht die einzige Möglichkeit, Hanf zu nutzen. Speisehanf wird mittlerweile zu den Superfoods gezählt, denn die Pflanze verfügt über einen hohen Anteil wertvoller Inhaltsstoffe und Hanfsamen sind deshalb eine Bereicherung eines gesunden Lebensstils.
Dem regelmäßigen Verzehr von Hanfsamen wird sogar eine lebensverlängernde Wirkung zugeschrieben. Unter Nahrungsexperten gilt Hanf als die hochwertigste Ölpflanze, doch die gesundheitsfördernden Auswirkungen des Konsums von Nahrungshanf sind den meisten Menschen nicht bekannt. Grund genug, sich diese interessante Pflanze einmal näher anzuschauen und die Inhaltsstoffe sowie deren Wirkung zu erläutern.
Hanf gehört zu den Superfoods, denn er ist reich an:
- allen neun essentiellen Aminosäuren
- Omega-3 sowie Omega-6 Fettsäuren
- mehrfach ungesättigten Fettsäuren
- Vitamin B1 und B2
- Vitamin E
- Spurenelementen (Eisen, Magnesium, Calcium und Kalium)
- Proteinen
- Ballaststoffen
Die Wiederentdeckung des Hanfs als Lebensmittel
Erst seit den 90er Jahren wird die Hanfpflanze nicht mehr ausschließlich als berauschende Droge betrachtet. Cannabis wird auch zu verschiedenen anderen Zwecken verwendet:
- als Nutzhanf
- als Nahrungshanf
Die Fasern der Hanfpflanze sind ein nachwachsender Rohstoff, der für die Herstellung von Papier und Textilien verwendet und aufgrund des wachsenden Umweltbewusstseins immer beliebter wird.
Hanfblätter und -samen werden zu unterschiedlichen Nahrungsmitteln verarbeitet, wobei das Angebot hanfhaltiger Lebensmittel in den letzten Jahren stetig angewachsenen ist:
- aus Hanfblättern hergestellter Tee
- Hanföl
- Hanfproteinpulver
- Hanfsamen
- Lebensmittel mit diesen Inhaltsstoffen
Hanfsamen: Wertvolle Bestandteile der Ölpflanze
Die Hanfpflanze gehört, wie beispielsweise der Raps, die Olive oder die Sonnenblume, zur Gattung der Ölpflanzen. Hanfsamen bestehen zu 25 Prozent aus den lebenswichtigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Der größte Anteil (bis zu 70 Prozent) entfällt davon auf die essentiellen Fettsäuren, von denen besonders die Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolsäure hervorzuheben ist, die nur in sehr wenigen Lebensmitteln vorkommt.
Hanfsamen werden kaltgepresst zu Hanföl verarbeitet, das zu den wertvollsten Speiseölen zählt. Mit nur 15 Gramm Hanföl kann ein Mensch seinen kompletten Tagesbedarf an essentiellen Fettsäuren decken.
Welche gesundheitsfördernden Eigenschaften besitzen Hanfsamen?
Hanfsamen werden seit einigen Jahren als Superfood bezeichnet. Die Samen unterstützen den Körper dabei, dass Stoffwechselprozesse und Körperfunktionen normal ablaufen und wirken sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die Gesundheit aus:
- hemmen Entzündungen
- reduzieren Stressempfindungen
- wirken stimmungsaufhellend
- senken den Blutdruck
- stärken das Immunsystem
- schützen vor vorschneller Zellalterung
- haben positiven Einfluss auf Stoffwechselerkrankungen
- lindern Hauterkrankungen
- helfen bei rheumatischen Beschwerden (Arthritis)
Versorgung des Organismus mit gesunden Fetten
Fett ist nicht immer ungesund, es kommt vielmehr darauf an, welche Arten von Fett mit der Nahrung aufgenommen werden und in welchem Verhältnis die einzelnen Fettarten stehen. Ein Verhältnis von 4 zu 1 zwischen Omega-6 und Omega-3 Fettsäuren gilt als besonders gesund. Mit der für die Industrieländer typischen Ernährungsweise erreicht man leider eher ein Verhältnis von 20 zu 1 und das führt zu den bekannten, negativen Konsequenzen wie Übergewicht, Stoffwechselprobleme (Diabetes) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Hanfsamen weisen jedoch ein geradezu optimales Verhältnis zwischen den Fettarten auf und sind sogar in der Lage, regulierend auf den Cholesterinspiegel einzuwirken. Damit werden eine ganze Reihe positiver Gesundheitseffekte initiiert: Der Blutdruck sinkt, es wird der gefürchteten Arteriosklerose vorgebeugt und damit sinkt wiederum das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Lieferant wertvoller Proteine
Zu einem großen Teil bestehen die Samenkörner der Hanfpflanze aus Proteinen und diese Eiweiße sind besonders wertvoll, weil sie wiederum zu 60 Prozent aus Edestin und zu 40 Prozent aus Albumin bestehen, die den menschlichen Proteinen besonders stark ähneln und deshalb besonders einfach vom Organismus aufgenommen werden. Derart leicht verfügbare Proteine kann der Körper sehr schnell in Immunglobuline umwandeln, sodass der Verzehr der Samen wie ein Booster für das Immunsystem wirkt.
Die ebenfalls enthaltenen Aminosäuren Cystein und Methionin unterstützen den Organismus bei der Entgiftung. Zuletzt sei die positive Wirkung der Proteine auf die Muskelbildung erwähnt. Außerdem steigern die Samen den Testosteronspiegel, was sich ebenfalls positiv auf die Bildung von Muskeln auswirkt. Speisehanf ist also ein perfekter Bestandteil der Ernährung von Sportlern.
Schutz vor Zellschädigungen durch Antioxidantien
Unsere Zellen werden ständig von den sogenannten „Freien Radikalen“ angegriffen. Die Folgen sind eine vorschnelle Alterung und eine Anfälligkeit für Krankheiten, die durch eine Veränderung der Zellstruktur verursacht werden, im schlimmsten Fall Krebs. Wenn man den Organismus jedoch mit Antioxidantien versorgt, kann man die Freien Radikale in Schach halten, weil sie diese ganz einfach neutralisieren, bevor sie die Zellen schädigen.
Gamma-Linolsäuren: Selten und extrem wertvoll
Gamma-Linolsäuren sind sehr wichtig für die Gesundheit, denn sie wirken entzündungshemmend und sind nur in wenigen Nahrungsmitteln enthalten (in signifikanten Mengen findet man diese Aminosäuren nur noch in Granatapfelsamenöl, Nachtkerzenöl, Borretschsamenöl und dem Öl der Schwarzen Johannisbeere). Hanfsamenöl enthält eine große Menge an Gamma-Linolsäuren. Deshalb lindert das wertvolle Hanfsamenöl entzündliche Krankheiten wie Neurodermitis oder Arthritis.
Anwendung und Dosierung von Hanfsamen
Die vielen positiven Eigenschaften des Speisehanfs führen dazu, dass immer mehr Menschen dieses Lebensmittel für sich entdecken und nach Möglichkeiten suchen, hanfhaltige Produkte in den Speiseplan zu integrieren. Botanisch betrachtet gehören die Hanfsamen zu den Nüssen und sind von einer sehr empfindlichen, dünnen Schale umgeben. Ausgereifte Samen sind drei bis vier Millimeter lang, braun bis schwarz und extrem leicht. Eintausend Samen wiegen maximal 20 Gramm.
Der Vorteil von Hanf- im Vergleich zu Chiasamen besteht darin, dass diese nicht aus Südamerika importiert werden müssen, sondern in Deutschland angebaut werden. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil und entspricht den Anforderungen an die Nachhaltigkeit und einen Konsum, der den Umweltschutz berücksichtigt. Die Samen werden im Reformhaus oder Bioladen, manchmal sogar in einem gut sortierten Supermarkt mit Bio-Abteilung angeboten.
Hanfsamen lassen sich sehr einfach in den Speiseplan einbinden. Sie schmecken nussig, leicht süßlich und erinnern geschmacklich an Sesamkörner. Ähnlich wie Lein- und Chiasamen kann man sie in das Müsli oder den Smoothie streuen, über den Salat geben oder beim Brotbacken damit den Teig verfeinern. Sehr lecker schmecken die kleinen Nüsse, wenn man sie vor dem Verzehr in der Pfanne röstet.
Haben Hanfsamen eine berauschende Wirkung?
Wenn man bedenkt, welche positiven Effekte die kleinen Nüsse auf die Gesundheit haben, ist es unverständlich, warum sie nicht wesentlich verbreiteter sind und die meisten Menschen eher zu Chiasamen greifen. Das hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass der Cannabis-Konsum aufgrund der berauschenden Wirkung in den meisten Ländern verboten ist und dieses Image auf alle Hanfprodukte abfärbt.
Produkte aus Speisehanf beinhalten jedoch keinerlei psychoaktive Substanzen und können somit auch keine Rauschzustände verursachen. Diese Substanzen werden aus den Blättern und Blüten der Cannabis-Pflanze gewonnen. Hanfsamen, Hanföl und Hanf-Proteinpulver kann man also völlig legal kaufen und bedenkenlos in der Küche verwenden.
Verwendung und Dosierung von Speisehanf in der Küche
Die Samenkörner sollten vor der Verwendung gründlich abgespült werden. Eine gleichzeitige Verwendung von Hanföl wird als besonders delikat empfunden. Es ist empfehlenswert, am Anfang mit relativ kleinen Mengen zu beginnen, denn aufgrund des hohen Anteils an Ballaststoffen haben die Samenkörner eine stark verdauungsfördernde Wirkung. Hanfsamen quellen im Magen auf, machen schnell satt und sind deshalb ideal, um eine kalorienreduzierte Diät zu unterstützen. Der Effekt wird verstärkt, wenn man reichlich Wasser zu der Mahlzeit trinkt.
Ideal ist es, zunächst mit einem Esslöffel (das sind 15 Gramm oder ungefähr 700 bis 1.000 Samenkörner) zu starten und diese ins Müsli oder über den Salat zu streuen. Hanfsamen sind geschält oder ungeschält erhältlich, wobei ungeschälte Samenkörner zusätzlich den wertvollen Pflanzenfarbstoff Chlorophyll enthalten und außerdem intensiver schmecken. Wer einen milderen Geschmack bevorzugt, greift zur geschälten Variante. Für gesunde Erwachsene gilt eine tägliche Verzehrmenge von drei bis fünf Esslöffeln als optimal.
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