Weltweit setzen immer mehr Unternehmen auf die Produktion von Hanföl. Das besonders nährstoffreiche und vielseitige Speiseöl gilt unter Naturheilern als Alleskönner und wird von Gourmets geschätzt. Doch was macht Hanföl eigentlich so besonders?
Hanföl hat mit dem Kiffen nichts zu tun
Hanf ist ein sehr vielseitiger Rohstoff. Die meisten Menschen bringen Cannabis sofort mit Marihuana und Kiffen in Verbindung. Tatsächlich gibt es aber inzwischen viele Hanfprodukte wie das Speiseöl, die weder eine berauschende Wirkung haben noch illegal sind, was Anbau und/oder Konsum betrifft. Um das zu verstehen, muss man wissen, dass die berauschende Wirkung aus den im Hanf enthaltenen Cannabinoiden resultiert.
Relevant sind hierbei in erster Linie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Besonders der Gehalt an THC, der am stärksten halluzinogenen Substanz im Cannabis, gilt als Anhaltspunkt für die psychoaktivierende Wirkung von Hanfprodukten. Je nach Herkunft und Art der Pflanzen können einige Sorten bis zu 20 Prozent THC enthalten.
Erlaubt ist in Europa (also in Ländern der Europäischen Union) der Anbau von Hanfsorten, die einen THC-Gehalt von maximal 0,2 Prozent aufweisen. Dieser Wert ist zu gering, um die typisch berauschenden Effekte zu erzeugen, die man vom klassischen Kiffen her kennt und erwartet. Die berauschende Wirkung ist jedoch nur ein Aspekt von THC und CBD – tatsächlich haben sie auch schmerzlindernde Effekte und können Übelkeit sowie Brechreiz reduzieren.
Daher werden medizinisch wirksame Hanfprodukte mittlerweile auch bei bestimmten Erkrankungen angewendet, bei denen keine zufriedenstellende Alternative für die Behandlung von Krankheitssymptomen bzw. Nebenwirkungen von Therapien (z. B. bei Krebserkrankungen oder Parkinson) existieren.
Die frei verkäuflichen Hanfprodukte können aufgrund ihres geringen THC-Gehalts zwar nicht berauschend wirken, einige der positiven Wirkungen werden aber auch bei Endprodukten wie dem Öl beschrieben. Vorsicht geboten ist allerdings bei Hanfprodukten, die aus fragwürdigen Quellen (z. B. privatem, nicht zertifiziertem Anbau) oder aus dem EU-Ausland stammen. Hier könnte der THC-Gehalt sehr viel höher liegen als in der EU zugelassen, was unter anderem zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit führen kann.
Zahlen zum Hanfanbau:
- weltweite Anbaufläche über 100.000 Hektar
- Anbaufläche in Deutschland: 700 Hektar
- Zahl der Betriebe, die in Deutschland Hanfanbau betreiben: ca. 100
Wie wirkt Hanföl im menschlichen Körper?
Das in verschiedenen Formen und Gebinden auf dem Markt erhältliche Bio-Hanföl wird aus den Samen der Hanfpflanze gewonnen. In der Regel wird es kaltgepresst ähnlich verarbeitet wie andere Pflanzenöle. Unterschieden wird zwischen CBD Öl und Hanföl. Ersteres ist ein Mischprodukt aus einfachem Hanföl und zugesetztem Cannabidiol (CBD) und hat somit einen variablen Gehalt an CBD (zwischen 5 und 30 %). Zumeist ist aber vom Speiseöl die Rede, das aus Hanfsamen kaltgepresst wird.
Hier ist der Gehalt an THC und CBD begrenzt, was aber nicht bedeutet, dass die positiven Eigenschaften der verschiedenen Vitamine, Fettsäuren und anderen Inhaltsstoffe sich nicht entfalten können. Insbesondere die Fettsäuren mit dem Namen Omega haben einen sehr guten Ruf bei Ernährungswissenschaftlern. Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren haben positive Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem und die Verdauuung.
Der Gehalt an Eiweiß und Aminosäuren ist ebenfalls sehr hoch und für den menschlichen Körper in einem sehr günstigen Verhältnis von 3:1 verfügbar. Hinzu kommen Vitamine wie E, B1, B2 und B6 sowie Spurenelemente wie Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor.
Wofür eignet sich Hanföl in der Anwendung?
Für Hanfölanwendungen werden antioxidative Eigenschaften beschrieben, die unter Medizinern als günstig für die Vorbeugung gegen die Entstehung von Krebserkrankungen gelten. Auch die Verdauung profitiert von hochwertigen Fettsäuren der Omega Kategorie wie der Nolensäure (besser bekannt als Linolensäure).
Nolensäure und andere ungesättigte Fette sind essentiell für den Fettstoffwechsel im menschlichen Körper und können nicht selbst vom menschlichen Organismus gebildet werden. Als Nahrungsergänzung ist es also ähnlich gut geeignet wie vergleichbare Omega Quellen (Rapsöl, Fischöl, Leinsamenöl etc.).
Positive Wirkungen werden bei Erkrankungen wie Übelkeit, Krebserkrankungen, Entzündungen, Bluthochdruck, Alzheimer, Arthrose und Rheuma beschrieben. Diese Wirkungen sind jedoch bislang nicht ausreichend durch Studien belegt. Neben der oralen Anwendung kann Hanf zur Behandlung von Hauterkrankungen (z. B. Akne, Neurodermitis) verwendet werden. Seine entzündungshemmenden Eigenschaften machen das Speiseöl zu einem echten Allrounder in der Naturheilkunde. Ob für die Wirkung im medizinischen Sinne die Konzentration von CBD-Öl signifikant ist, bleibt bislang ungeklärt.
Was macht Hanföl so besonders?
Wer es rein als Alternative zum Speiseöl sieht und es mit Rapsöl, Olivenöl oder Sonnenblumenöl vergleicht, wird vor allem den höheren Preis bemerken. Dabei sind die Inhaltsstoffe durchaus vergleichbar, was etwa die ungesättigten Fettsäuren wie die Nolensäure angeht. Um es literweise zum Kochen zu verwenden, ist es schlicht zu teuer. Zudem ist es temperaturempfindlich und verliert seine positiven Eigenschaften, wenn es zu warm gelagert wird. Es lässt sich außerdem nicht gut erhitzen, was es zum Braten ungeeignet macht.
Sehr gut geeignet ist es jedoch zur Verwendung im kalten Zustand, etwa zum Abschmecken des Dressings für den Salat. Denn obwohl die Inhaltsstoffe mit denen von Rapsöl und anderen Speiseölen in vielen Punkten vergleichbar sind, ist der Geschmack doch ein ganz anderer. Die meisten Menschen beschreiben ihn als nussig und angenehm mild, was der Palette der oft nichtssagenden Sonnenblumenöle und bisweilen zu dominanten Olivenöle eine neue Nuance hinzufügt.
Da es auch für die Behandlung bestimmter Erkrankungen eingesetzt wird, gibt es unterschiedliche Darreichungsformen. Das Endprodukt wird in flüssiger Form als Speiseöl in verschiedenen Größen angeboten. Vom 5-Liter-Kanister bis hin zu kleinen Flaschen mit Pipetten zum genauen Dosieren, gibt es im Handel alle möglichen Varianten, die allerdings ihren Preis haben. Viele Kunden mischen sich selbst ihre Hautpflege-Cremes zur Anwendung gegen Akne oder Schuppenflechte an, andere kaufen fertige Hanfölkapseln, die geschmacksneutral sind.
Es gibt aber natürlich auch fertige CBD-Cremes zu kaufen. Basis ist hierbei fast immer ein Olivenöl, dem ein bestimmter Anteil Hanföl beigemischt wird. Typisch für das Produkt ist, dass es den Säureschutzmantel der Haut unterstützt und ein Austrocknen verhindert. Die entzündungshemmende Wirkung ist bei Juckreiz von Vorteil. Ein großer Pluspunkt ist außerdem, dass der Anbau von Hanfpflanzen fast immer ohne Pflanzenschutzmittel auskommt, deren Spuren sich also auch nicht im Endprodukt wiederfinden können.
Welche möglichen Nebenwirkungen hat Hanföl?
Wie alle Produkte, die medizinisch eingesetzt werden, hat auch Hanföl gewisse Nebenwirkungen. Diese treffen natürlich nicht jeden Anwender, müssen aber insbesondere bei vorbestehenden Erkrankungen berücksichtigt werden. Generell kann man auf die Inhaltsstoffe ebenso allergisch reagieren wie auf andere Produkte, weswegen empfindliche Personen vor einer großflächigen Anwendung (z. B. in Form einer Creme) mit einer geringen Menge testen sollten, wie ihre Haut darauf reagiert.
Bei der oralen Verabreichung (also in Form von Kapseln oder als Speiseöl im Salat etc.) kann der Leberstoffwechsel beeinflusst werden. Dadurch ergibt sich eine potenzielle Wechselwirkung mit vielen Medikamenten, die in der Leber abgebaut werden. Durch Hanföl kann sich die Aufnahme von Wirkstoffen verändern, beschleunigen oder verzögern. Wer also Medikamente einnimmt und an Vorerkrankungen leidet, sollte vor der Anwendung gegebenenfalls seinen Arzt befragen.
Zu den typischen Nebenwirkungen bei der Einnahme von Hanföl zählen außerdem:
- Mundtrockenheit
- Blutdruckabfall, dadurch evtl. Benommenheit
- Müdigkeit
- verstärktes Zittern bei vorhandenem Tremor (insbesondere Parkinson); gilt vor allem bei hohem CBD-Gehalt von Hanföl
Die meisten Nebenwirkungen sind nur temporär und nicht dramatisch. Ein niedriger Blutdruck ist die Kehrseite der für die Behandlung von Bluthochdruck erwünschten Eigenschaft von Hanföl. Müdigkeit und Schläfrigkeit können ebenfalls erwünscht sein, wenn man Einschlafprobleme hat. Ähnlich wie bei der Einnahme anderer Medikamente sollte man bei therapeutischen Dosen von Hanföl aber keine Fahrzeuge oder Maschinen bedienen.
Fazit: Hanföl ist eine tolle Ergänzung in der Küche und eine Hoffnung bei vielen Erkrankungen
Bislang werden die positiven medizinischen Effekte von Hanföl nur in wenigen Studien beschrieben, die keinen endgültigen Schluss über die Wirkungen zulassen. Allerdings berichten viele Patienten von positiven Auswirkungen bei der Anwendung von Hanföl und anderen Produkten aus Hanf bzw. Cannabis, die sich auch unterhalb der berauschenden Wirkstoffgrenzen von THC bemerkbar machen. Insbesondere bei der Behandlung von Hautkrankheiten scheint Hanföl oft positive Effekte zu entfalten.
Ernährungsphysiologisch hat Hanföl unbestritten einen hohen Anteil an wertvollen ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und anderen Inhaltsstoffen. Durch den hohen Preis wird Hanföl aber zumeist nur als Beimischung für Salatdressings etc. empfohlen. Zudem ist es nicht temperaturbeständig und sollte daher nur kalt verabreicht werden, um die positiven Effekte beizubehalten.
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