Der Bungalow ist eine moderne Bauform, die das klassische Einfamilienhaus mit zwei Etagen zwar noch nicht abgelöst hat, aber auf dem besten Weg dahin ist. Aus guten Gründen, wie sich bei näherer Betrachtung zeigt.
Der Bungalow als typische Bauform
Die Briten haben’s erfunden! Gemeint ist der Bungalow, den die Briten einst als Bauform mitgebracht haben, als sie von den indischen Kolonien zurückkehrten. Im genauen Wortsinne handelt es sich hierbei um ein „bengalisches Haus“, denn die Inder kennen das Wort „Bungalow“ als „bengalisch“.
In Indien sind Bungalowhäuser einfache Hütten mit einer Etage, die sich vor allem in den ländlichen Gegenden finden. Eine breite Veranda wird dort um den Eingangsbereich errichtet, diese Veranda ist Ort des gesellschaftlichen Lebens. Der in Deutschland bekannte Bungalow stammt allerdings in seiner typischen Bauform aus den USA.
Typische Eigenschaften der Bungalowhäuser
In den USA, dem Herkunftsland der hiesigen Bungalowhäuser, werden diese Wohngebäude in Holzrahmen-Bauweise errichtet. Diese wurde hierzulande übernommen und wird mehr und mehr verwendet. Dabei kennt man in Deutschland das Bungalowhaus erst seit den 1960er Jahren, wobei es sogar einen sehr bekannten Vertreter dieser Art gibt. Gemeint ist der Kanzlerbungalow, der sich in Bonn befindet und bis zum Umzug der Regierung nach Berlin Wohnhaus des jeweiligen Kanzlers nebst Familie war.
Bis heute erlebte die Bungalow-Bauform eine echte Renaissance und findet sich teilweise unterkellert und meist mit einer angrenzenden Garage auf einer Vielzahl von Grundstücken wieder. Der wohl größte Vorteil dieser Bauart liegt darin, dass sich ein Bungalow als barrierefreies Haus für mehrere Generationen. Angesichts dessen, dass die Forderung nach dem barrierefreien Wohnen immer lauter wird, bietet sich ein solches Haus gerade dazu an, für das Zusammenleben mehrerer Generationen errichtet zu werden.
Und was ist nun „typisch Bungalow“? Üblich ist natürlich die eingeschossige Bauweise, auch die einfache Statik ist verbreitet. Alle Räume sind über Flure miteinander verbunden. Das Gebäude ist ebenerdig, sodass meist nur maximal eine Stufe zur Haustür zu überwinden ist. Auf diese kann verzichtet werden, damit eine wirkliche Barrierefreiheit gegeben ist. Unter dem Dach befindet sich oft noch ein Stauraum, der über eine Luke mit Leiter zugänglich ist.
Vor- und Nachteile von Bungalows
In der Tat erweist sich der Bungalow als passender Begleiter für die ganze Familie, ist aber auch für Einzelpersonen oder Paare geeignet.
Es müssen bei Weitem nicht nur Senioren oder gehbehinderte Menschen in einem Bungalowhaus wohnen! Natürlich ist die Bauform gerade für sie vorteilhaft, denn hier müssen keinerlei Stufen überwunden werden. Sind dann auch noch die Innenräume entsprechend gestaltet, ist die Barrierefreiheit rundum gegeben.
Allerdings eignet sich die Bauform auch für junge Familien. Wer schon einmal mit dem Kinderwagen Treppenstufen überwinden musste, wird sich darüber freuen, einfach in dieses Haus hineinfahren zu können. Außerdem wird die Unfallgefahr für Kinder gemindert, die noch nicht sicher auf Treppen unterwegs sind.
Vorteile der Bungalow-Bauweise
Häuser im Bungalow-Stil haben einige unschätzbare Vorteile, die noch zusätzlich zum bereits erwähnten Vorteil der Barrierefreiheit bei der Entscheidung für eine Bauform bedacht werden sollten:
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Individuelle Architektur
Bungalows können in verschiedenen Formen gebaut werden und müssen keinesfalls immer der bekannte Würfel sein. Auch in L- oder Z-Form können sie errichtet werden. Zudem sind sie im Stile einer Stadtvilla ebenso zu gestalten wie als Gebäude mit mediterranem Touch.
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Freie Innenraumgestaltung
Die Innenwände können frei positioniert werden, sie müssen kein zweites Geschoss tragen. Damit sind auch sehr individuelle und ausgefallene Grundrisse möglich. Diese Grundrisse sind leicht zu verändern, was sich durch die einfache Statik des Hauses begründet. So wird schnell aus Kinder- und Gästezimmer ein neues Wohnzimmer bzw. lassen sich die Räume neu aufteilen.
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Gute Lichtverhältnisse
Wenn das Haus entsprechend ausgerichtet ist, sind die Lichtverhältnisse hier hervorragend. Meist werden sehr breite Fensterfronten errichtet, durch die viel Tageslicht ins Haus fällt. Durch die verwinkelte Bauweise lässt sich die nötige Privatsphäre im Inneren dennoch erreichen.
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Geringer Energieverbrauch
Bungalowhäuser warten mit einem niedrigen Energieverbrauch auf, denn sie besitzen eine sehr gut dämmende Thermo-Außenwand. Häufig wird die Wärmepumpentechnik als Heiztechnik verwendet. Auch andere regenerative Heizsysteme sind möglich. Dadurch, dass keine Treppenaufgänge vorhanden sind, verteilt sich die Wärme auf der Etage und geht nicht nach oben unter das Dach. Das hilft, Heizkosten zu sparen und ist vor allem in Haushalten mit Kindern, die die Zimmertüren selten schließen, sehr hilfreich.
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Verschiedene Dachformen
Heutige Bungalowhäuser besitzen nicht mehr zwingend ein Flachdach, sondern können auch mit einem Pult- oder Walmdach errichtet werden. Selbst Satteldächer sind inzwischen möglich und vervielfältigen die Optik der Häuser.
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Mit Einliegerwohnung möglich
Findige Architekten haben Lösungen kreiert, mit denen sich ein Bungalowhaus mit einer Einliegerwohnung ausstatten lässt. So wird das Gebäude erst recht zum Mehrgenerationenhaus, in dem sogar getrennte Wohnungen möglich sind. Wer mag, kann die Einliegerwohnung auch vermieten, sodass das Haus noch zum Renditeobjekt wird. Die Einliegerwohnung ist auch sehr praktisch, wenn die Kinder schon groß sind, jedoch noch keine eigene Wohnung bezogen haben.
Nachteile der Bungalow-Bauweise
Auch wenn die Bungalow-Bauweise als beliebtester Baustil oder zumindest als fast beliebtester Baustil gilt, so bringt sie doch auch Nachteile mit. Diese sind aber marginal und auch zahlenmäßig den Vorteilen unterlegen.
Zu nennen sind hier diese Nachteile:
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Große Grundfläche
Dadurch, dass alle Zimmer auf einer Etage angeordnet werden, ist die Grundfläche beim Bungalow entsprechend groß. Diese vergrößert sich je nach gewünschter Wohnfläche, sodass ein großes Grundstück vonnöten ist, damit das Haus gut zur Geltung kommt. Dies ist aber nur für diejenigen von Nachteil, die wirklich Wert auf eine große Grundstücksfläche für den Garten oder eine anderweitige Nutzung legen. Die große Grundfläche kann zum Problem werden, wenn Vorschriften eine maximal bebaubare Fläche für das Grundstück definieren.
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Höhere Kosten
Durch die größere Grundfläche können auch höhere Kosten entstehen, denn Bodenplatte und Dach werden ebenfalls größer. Dafür werden diese Mehrkosten an anderer Stelle eingespart, weil eben keine zwei oder mehr Etagen übereinander gebaut werden und damit auch keine Zwischendecken nötig sind. Insgesamt gleichen sich die Kosten damit wieder aus.
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Mehr Dämmmaterial nötig
Die Außenflächen sind aufgrund der größeren Grundfläche ebenfalls größer als bei vielen anderen Haustypen. Dadurch wird die Dämmung umfangreicher bzw. aufwendiger. Dagegenzuhalten ist aber wieder, dass dafür nur eine Etage gedämmt werden muss.
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Gute Einsichtmöglichkeiten durch die Nachbarn
Die großen Fenster werden auch die Nachbarn sowie neugierige Passanten erfreuen, denn sie können direkt einen Blick ins Haus werfen. Dieser Nachteil kann jedoch durch eine geschickte Bepflanzung und durch Sichtschutzzäune ausgeglichen werden. Auch Rollos und Jalousien helfen dabei, neugierige Blicke auszusperren, wenn im Haus das Licht angeschaltet wird.
Die Vorteile überwiegen also eindeutig bei der Bungalow-Bauweise, daher verwundert es auch nicht, dass sich diese Bauweise in den letzten Jahren erneut durchsetzen konnte. Waren Bungalows früher einmal vor allem als Ferienhäuser bekannt und beliebt, werden sie heute eher als Wohnhäuser geschätzt. Übrigens gibt es für Pflanzenfreunde noch einen weiteren Vorteil, der oben noch nicht erwähnt worden ist.
Die großen Fenster sind wunderbar dazu geeignet, jede Mengen Pflanzen ins Haus zu holen und damit die Luftqualität aktiv positiv zu beeinflussen. Häufig werden bei Bungalowhäusern bodentiefe Fenster installiert, die natürlich eine sehr gute Wärmedämmung aufweisen müssen. Von einem dieser Fenster können die Bewohner auch gleich in den Garten gelangen bzw. wird das Fenster hier zur Terrassentür.
So kann die vor dem Haus liegende Terrasse oder der Garten direkt betreten werden. Es bietet sich somit an, einen direkten Austritt aus dem Haus von der Küche aus zu ermöglichen, was sich bei Gartenfesten aller Art als besonders vorteilhaft erweisen wird.