Wer stand nicht schon einmal an dem Punkt, an dem die angefangene Diät scheinbar keinerlei Wirkung zeigen wollte und die Kilos so gar nicht mehr purzelten? Als diese wie festgemeißelt auf der Hüfte saßen und die Waage jeden Morgen meinte: Ätschebätsch, wieder nix! Da kommt doch der Gedanke auf, es einmal mit Hungern zu probieren. Wenn der Körper meint, er müsste jedes Grämmchen auf die Hüften packen, dann bekommt er eben gar nichts mehr – so, ausgetrickst! Von wegen.
Die Nulldiät: Eine Erklärung
Die Nulldiät zielt auf das Hungern ab und es geht tatsächlich darum, dem Körper keinerlei Kalorien mehr zuzuführen. Sämtliche Lebensmittel sind tabu, es gibt nur noch etwas zu trinken. Dass jeder so viel trinken kann, wie er gern möchte, tröstet aber nicht, denn von Wasser und ungesüßten Kräutertees wird doch kein Mensch satt. Damit ein wenig Genuss noch möglich ist, gibt es die Erlaubnis, schwarzen Kaffee zu trinken – ohne Zucker und Milch natürlich.
Meist zeigt der Magen nach vier bis fünf Stunden das erste Mal an, dass er nichts zu tun hat, und fordert vehement Nachschub. Wer die erste Hungerphase überstanden hat, kann mit einem kleinen Hochgefühl rechnen. Wichtig ist, den ersten Tag zu überstehen, denn dieser ist der schwerste. Der Magen gibt danach zwar nicht auf, meldet sich aber nur noch sehr kleinlaut. Dafür zeigt der restliche Körper an, dass er keine Energie mehr hat. Doch dazu gleich bei den Nachteilen der Nulldiät mehr.
Gut zu wissen: Auch wenn es nach dem ersten Tag nicht den Anschein hat – der Mensch kann bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr ungefähr 30 Tage ohne Nahrung auskommen! Das ist schon erstaunlich, allerdings sollte dieser Punkt natürlich nicht ausgereizt werden.
Die Nulldiät unterscheidet sich vom Fasten in dem Punkt, dass es hier einzig und allein ums Abnehmen geht. Beim Fasten hingegen spielen spirituelle Gründe meist ebenfalls mit hinein.
Der Hintergrund der Nulldiät ist, dass keine Energie zugeführt werden soll, damit wirklich die Reserven angegangen werden. Und genau an dem Punkt lässt sich der Körper eben nicht austricksen.
Video: Mythos Nulldiät: Kann man sich Essen abgewöhnen? Professor Froböse klärt auf!
Nulldiät: Was passiert im Körper?
Bei der Nulldiät fährt der Mensch komplett auf Sparflamme. Das heißt, der gesamte Energieverbrauch wird so weit wie möglich eingeschränkt. Das ist allerdings nur begrenzt möglich, denn die Grundfunktionen des Körpers benötigen dennoch eine gewisse Energiemenge. Nun ist der Menschenkörper nicht dumm und findet einen Weg, seine Fettreserven zu behalten und dennoch zu der benötigten Energie zu kommen: Er baut einfach Muskulatur ab! Diese besteht aus Aminosäuren, also aus Eiweißen. Werden Eiweiße abgebaut, entsteht Energie. Außerdem ist so ein Muskel selbst ein kleiner Brennofen, der ordentlich Energie verheizen kann.
Das heißt: weniger Muskeln, weniger Energieverbrauch. Wenn der Mensch also die Zufuhr der Lebensmittel auf null fährt, behilft sich der Körper selbst und nutzt seine Muskulatur. Allerdings besteht das Herz auch aus einem großen Muskel – das Problem liegt hier deutlich auf der Hand. Auch das Herz wird dabei angegriffen, wenn die Nulldiät zu lange fortgeführt wird. Ein paar Hungertage schaden zwar nicht und können noch gut kompensiert werden, aber das empfindliche System des Körpers wird schon nach kurzer Zeit nachhaltig gestört und im schlimmsten Fall geschädigt. Nicht umsonst raten viele Ärzte dringend von der Nulldiät ab.
Wie viel kann ich mit der Nulldiät abnehmen?
Mit der Nulldiät sind locker zwei bis drei Kilogramm in fünf Tagen möglich. Wer dann allerdings in den Spiegel schaut, wird diese kaum körperlich sehen können, lediglich die Waage ist der Meinung, dass sich hier etwas am Gewicht geändert habe. Das liegt vor allem daran, dass Muskulatur abgebaut und Wasser ausgeschwemmt wird. Die tatsächlichen Fettreserven, die beim Abnehmen eigentlich angegangen werden sollen, sind leider immer noch vorhanden. Das Problem an der Nulldiät ist dann auch, dass sich danach die Frage stellt, was ich eigentlich noch essen kann – scheinbar bleibt alles sofort auf den Hüften kleben! Das ist nicht nur scheinbar so, sondern sogar tatsächlich: Immerhin könnten noch einmal schlechte Zeiten kommen und dann ist es doch gut, etwas in Reserve zu haben!
Wie gesagt, es ist eine Vorsorge des Körpers, sich hier nicht austricksen zu lassen. Dabei meint er es sicherlich gut und will sich schützen. Die gute Absicht hinter der Nulldiät liegt nicht Sinne des Körpers.
Nulldiät: Welche Vorteile hat sie?
Die Nulldiät hat tatsächlich einige Vorteile, auch wenn diese auf den ersten Blick nicht erkennbar sind bzw. mit Nachteilen wieder relativiert werden. So ist die Gewichtsabnahme rasch erkennbar – leider aber nicht von Dauer. Ein weiterer Vorteil liegt in der Stärkung des Selbstbewusstseins. Wer es schafft, die vorgenommenen fünf Tage zu hungern, der schafft doch einfach alles! Zusätzlich stellt sich binnen kurzer Zeit ein Glücksgefühl ein, weil Serotonin produziert wird. Das Glückshormon sorgt für ein Hochgefühl und kann als Anreiz für das Durchhalten gesehen werden.
Viele Menschen haben schlechte Essgewohnheiten. Wenn sie nun ihre Nahrungsaufnahme auf null senken und danach einen Neustart hinlegen, lässt sich diese verbesserte Lebensweise oft besser durchhalten, als wenn eine schrittweise Veränderung angestrebt wird.
Einige wenige Ärzte sehen als Vorteile der Nulldiät, dass zum Beispiel die Schilddrüse entlastet wird. Diese muss viel arbeiten, denn eine wirkliche Esspause gibt es kaum noch. Außerdem sind sie der Ansicht, dass die Nulldiät gegen Rheuma und Gicht helfe, weil die Glückshormone gleichzeitig als Entzündungshemmer fungieren können.
Die Nachteile der Nulldiät
Leider muss wirklich gesagt werden, dass bei der Nulldiät die Nachteile ganz deutlich überwiegen. Der Gewichtsverlust, über den sich der Abnehmwillige so freut, wenn er auf der Waage steht, erklärt sich in erster Linie durch den Verlust an Muskulatur – das war doch aber gar nicht das Ziel! Die Fettpolster halten sich an Hüften und Oberschenkel fest und stehen bereit, falls noch eine Hungerkatastrophe hereinbricht. Außerdem leidet mit der Gewichtsabnahme das Aussehen, weil wichtige Nähr- und Vitalstoffe fehlen. Die Konzentration leidet, Müdigkeit stellt sich ein. Der Grund: Wer müde ist und schläft, verbraucht weniger Energie. Und da diese gerade gespart werden muss, wird der Mensch nicht gerade dazu angehalten, besonders aktiv zu sein.
Ein großer Nachteil der Nulldiät zeigt sich zudem, wenn es kein richtiges Konzept und Ziel gibt. Wer einfach nur hungert und dieses Hungern zu lange ausdehnt, schädigt sich selbst und steht am Ende mit noch mehr Gewicht als zu Beginn der Hungerkur da.
Nulldiät: Verbesserungsvorschläge
Die Energiezufuhr zu drosseln, damit auf Reserven zurückgegriffen werden muss, ist an sich nicht weiter verkehrt. Und wenn die Nulldiät in einigen Punkten abgeändert wird, ergibt sich eine durchaus akzeptable Diät. So ist es wichtig, besser wenig und bewusst als gar nicht zu essen. Eiweißshakes bringen das nötige Eiweiß für die Muskulatur, sodass diese nicht gleich wieder abgebaut wird. Bewegung regt zur Muskelbildung an. Regelmäßigkeit bei den Mahlzeiten beugt Hungerattacken vor. Zwischendurch Obst und Gemüse zu essen, liefert nur wenig Kalorien, sorgt aber für ein ausreichendes Sättigungsgefühl.
Eventuell kann die Nulldiät auch in Richtung der Low-Carb-Diät abgewandelt werden, bei der so wenig Kohlenhydrate wie möglich zugeführt werden. Im Prinzip ist alles besser als die Nulldiät, denn dieser scheinbar letzte Ausweg aus dem Übergewicht sorgt nur dafür, dass sich dieses vergrößert. Das kann nun wirklich nicht im Sinne des Erfinders sein und die wenigen Vorteile können die gravierenden Nachteile der Nulldiät leider nicht aufwiegen.
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